Systemwechsel ist angesagt
Ups, das klingt jetzt aber radikal.
Ist es auch.
Uns fällt noch ein anderes Beispel ein: Eine andere Teilnehmerin brachte einmal das Thema Fantasien im Sex als eine Art achtsame Geheimwaffe zur Sprache – für sie ging es darum, in der Partnerschaft offener zu werden. Ihrer Meinung wären achtsam geteilte Fantasien ein Zeichen von Vertrauen und großer Nähe, was ja genau zu dem passen würde, was wir von Einfach Liebe so zu Intimität sagen. Leider stimmt das so gar nicht, denn im Entspannten Sex kommen Fantasien gar nicht vor – nicht, weil sie verboten wären, sondern weil wir sie schlicht und einfach nicht brauchen um gelassen zu sein…
Entspannter Sex heißt im Klartext: Du bist ganz da, ganz hier, ganz und nur mit dem, was gerade tatsächlich ist. Nicht mehr und nicht weniger. Du fühlst, was du fühlst, denkst, was du denkst und bist darüber im Austausch mit deinem Partner. Jede Fantasie führt dich weg, zu irgendwas noch Tollerem – und genau darum geht es nicht.
Wenn sich wirklich etwas ändern soll, musst du etwas wirklich anders machen als sonst. Wenn Sex weiterhin damit zu tun hat, Reize zu setzen (egal, ob die nun bewusst und achtsam sind, oder nicht), mit Absicht Spannung und Aufregung zu erzeugen, ist das zwar Sex, aber entspannt ist er nicht.
Wenn ein Paar sich miteinander langweilt und nach neuer Spannung Ausschau hält, ist das normal, hat aber mit Entspanntem Sex nichts zu tun. Ein achtsam benutzter Dildo, eine bewusst geteilte Fantasie, ein achtsam geguckter Soft-Porno, ein tantrisches Orgasmusritual – alles mehr vom Selben, alles Sex nach üblicher Art mit dem Ziel, anschließend oder währenddessen dann doch aufregenderen Sex zu haben.