Am Anfang ist Wahrnehmung
Ganz klar: Um Verantwortung übernehmen zu können, muss ich zuallererst wahrnehmen, um was es denn überhaupt geht. Bezogen auf Partnerschaft und Sex heißt das: Ich muss meine Empfindungen wahrnehmen, meine Grenzen spüren, mir meiner Sehnsucht bewusst werden, meinen Körper fühlen und damit in Kontakt sein.
Und das ist zu Anfang eine fette Hürde, weil das, was ich da wahrnehme, nicht immer unbedingt angenehm ist, auch nicht im Sex. Nehmen wir an, ich werde plötzlich traurig während des Liebemachens – das kann einem aus ganz unterschiedlichen Gründen nämlich so gehen. Weil sich traurig fühlen und Sex aber nicht zusammenpassen, schalte ich das Gefühl aus, mache weiter – und bin danach noch trauriger als zuvor. Im schlechtesten Fall mache ich dann meinen Partner direkt oder indirekt noch dafür verantwortlich, indem ich sage (oder denke): »Sie hätte das doch mitkriegen müssen, dass mir so nach wildem Sex war…« oder: »Er ist so unsensibel, da habe ich einfach gar keine Lust mehr drauf…«
Statt Traurigkeit kann es natürlich auch um Langeweile, Stress, Unsicherheit, Unruhe, Müdigkeit, Schmerz, Albernheit oder was auch immer gehen. Alles, was auf den ersten Blick nichts im Sex zu suchen hat. Besser erstmal nicht drüber sprechen und somit das Faß auch nicht öffnen. Wer weiß, was da alles zu Tage tritt.